Wenn der Regen niederbraust,
Wenn der Sturm das Feld durchsaust,
Bleiben Mädchen oder Buben
Hübsch daheim in Ihren Stuben.
Robert aber dachte: Nein!
Das muss draußen herrlich sein!
Und im Felde patschet er
Mit dem Regenschirm umher.
Hui wie pfeift der Sturm und keucht,
Dass der Baum sich niederbeugt!
Seht! Den Schirm erfasst der Wind,
Und der Robert fliegt geschwind
Durch die Luft so hoch, so weit;
Niemand hört ihn, wenn er schreit.
An die Wolken stößt er schon,
Und der Hut fliegt auch davon.
Schirm und Robert fliegen dort
Durch die Wolken immer fort.
Und der Hut fliegt weit voran,
Stößt zuletzt am Himmel an.
Wo der Wind sie hingetragen,
Ja, das weiß kein Mensch zu sagen.
Heinrich Hoffmann (1809-1894)
Die Sonne strahlt
die Blätter braun
der Herbst ergreift
so seinen Raum
Im leuchtend bunt
der vielen Farben
der Herbst der hat
viel schöne Tage
Die Jahreszeit
die Wälder ziert
bis das der Schnee
die Landschaft ziert
Der Herbst der schmückt
die Jahreszeit
Der Sommer ist
Vergangenheit
© Gerhard Ledwina (*1949), 2007
Christian Morgenstern (1871-1914)
Schon ins Land der Pyramiden
Flohn die Störche übers Meer;
Schwalbenflug ist längst geschieden,
Auch die Lerche singt nicht mehr.
Seufzend in geheimer Klage
Streift der Wind das letzte Grün;
Und die süßen Sommertage,
Ach, sie sind dahin, dahin!
Nebel hat den Wald verschlungen,
Der dein stillstes Glück gesehn;
Ganz in Duft und Dämmerungen
Will die schöne Welt vergehn.
Nur noch einmal bricht die Sonne
Unaufhaltsam durch den Duft,
Und ein Strahl der alten Wonne
Rieselt über Tal und Kluft.
Und es leuchten Wald und Heide,
Dass man sicher glauben mag,
Hinter allem Winterleide
Lieg' ein ferner Frühlingstag.
Theodor Storm (Erstdruck 1847/48)
Leise führ ich unsern Kahn
zwischen stillen Borden.
Was wir sommers grünen sahn,
ist nun braun geworden.
Uferhin, längs Feld und Rain,
lachten tausend Farben. -
Ach, kein Vogel singt im Hain:
Und die Blumen starben.
Eine blasse Birke drängt
sich ans Wasser, schauernd,
ihr verweht Gezweige hängt
tief herab, wie trauernd.
Aber goldig blitzt die Flut,
wie wir leise fahren,
und der blaue Himmel ruht
in der tiefen, klaren.
(1853 - 1916)
Fichten strecken grüne Arme
tief in Ahorns Astrevier.
Buchen senden farbig warme
Blättergrüße her zu mir.
Eschen, braun die Schrumpelfedern,
stehn in Bälde nackend, bloß.
Graues Eichenlaub hängt ledern,
lässt das Zweigwerk ungern los.
Bunt gemischte Farbpaletten
auf den Hängen weit und breit.
Mischwald auf den Hügelketten,
Herbstbild der Besonderheit.
N ebelfetzen
O hne Richtung
V erstummte Vögel
E ine vorwitzige Schneeflocke
M odernde Blätter
B lasse Sonne
E ulenschrei
R ieselnde Gedanken
© Judith Bernhardt, 2010
Bunt sind schon die Wälder,
Gelb die Stoppelfelder,
Und der Herbst beginnt.
Rote Blätter fallen,
Graue Nebel wallen,
Kühler weht der Wind.
Wie die volle Traube
Aus dem Rebenlaube
Purpurfarbig strahlt!
Am Geländer reifen
Pfirsiche, mit Streifen
Rot und weiß bemalt.
Flinke Träger springen,
Und die Mädchen singen,
Alles jubelt froh!
Bunte Bänder schweben
Zwischen hohen Reben
Auf dem Hut von Stroh.
Geige tönt und Flöte
Bei der Abendröte
Und im Mondesglanz;
Junge Winzerinnen
Winken und beginnen
Frohen Erntetanz.
Johann Gaudenz Frhr. v. Salis-Seewis, 1782
Sie tanzen, sie schweben,
sie wirbeln so flink
in Farben so prächtig
um das fröhliche Kind.
Aus dem Morgentau
sind sie munter erwacht –
die Blätter des Herbstes.
Der Tag singt und lacht.
© Elisabeth Kreisl, 2009
Der Herbst - ein ungestümer Mann
eilt hier im Laufschritt schon heran.
Bringt Regen mit und kühlen Wind -
die Tage wieder kürzer sind.
Den Malerpinsel in der Hand
streut seine Farben er ins Land.
Die Farbpalette gut bestückt -
ein wahres Meisterwerk ihm glückt.
Er schenkt uns herbstlichen Genuss
wie Äpfel, Birnen und die Nuss.
Die Erntezeit ist nicht mehr weit
zu Ende geht die Sommerzeit.
Doch ein oft milder Sonnenschein
lässt Herbsttage auch „golden“ sein.
© Anita Menger, 2008
Wenn der Wind
Die Bäume auszieht
Dann ist es Zeit
Den grauen Himmel
Neu anzustreichen
Mit der Poesie
Der Möwen
© René Oberholzer, 2009